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Lernplattform, Personal und Endgeräte: Bildungsministerium hat seine Hausaufgaben noch immer nicht gemacht

Rhein-Lahn. Die (Haus)Aufgaben des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums standen im Mittelpunkt des Jubiläums Dialogs, den die CDU Rhein-Lahn als Videokonferenz organisiert hatte: Die Westerwälder Bildungsexpertin und Landtagsabgeordnete Jenny Groß war als Referentin zu Gast bei der 70. Auflage des „CDU im Dialog“. Neben CDU-Funktionsträgern nahmen auch Schulleiter und Elternbeiräte teil. 

Der CDU-Kreis- und Bezirksvorsitzende Matthias Lammert moderierte die Videokonferenz souverän und gab in seiner Begrüßung offen zu, dass der Titel des Abends - „Schulstart 2021: Kommt das Bildungsministerium endlich seinen Aufgaben nach?“ - bewusst provokativ war, um das aktuelle Problem zu verdeutlichen. 

Jenny Groß ist Mitglied im Bildungsausschuss des rheinland-pfälzischen Landtags und ausgebildete Lehrerin und startete ihren Impulsvortrag mit einem Rückblick auf den schicksalhaften 13. März 2020: An diesem Tag wurden die Schulen aufgrund der Corona-Krise geschlossen. „Spätestens dort wurde deutlich, dass in Deutschland erheblicher Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung besteht“, so Groß. Plötzlich musste der Unterricht aus der Klasse ins Netz verlagert werden. 

Bis heute bleiben einige Fragen aus dem ersten Lockdown bestehen: Was ist die beste Software? Welche Lernplattform läuft am stabilsten? Wie sieht es mit dem Datenschutz aus? Auch die mangelnde Anzahl an Endgeräten ist an vielen Schulen noch immer ein Thema. 

Während Teams von Microsoft beispielweise hervorragend am privaten Johannesgymnasium Lahnstein eingesetzt wird, darf es in staatlichen Schulen nicht verwendet werden. Hier setzt man auf instabilere Angebote wie Moodle. „Obwohl in den Schulen auch die Kommunikation mit dem Bildungsministerium kritisiert wird, spricht die zuständige Ministerin davon, dass sie gerade für ihre Kommunikation gelobt würde. Tatsache aber ist, dass Schulen zunächst aus Presse, Funk und Fernsehen von geplanten Maßnahmen – bis hin zur Schulschließung – erfahren und ihrerseits schauen müssen, wie sie das Schülern, Schülerinnen und Eltern rechtzeitig mitteilen“, berichtete Jenny Groß direkt aus dem Schulalltag. 

In einer sehr angeregten und offenen Diskussion hakte CDU-Landtagskandidat des Nachbarwahlkreises Udo Rau nach, ob die Schülerinnen und Schüler im Fernunterricht momentan noch mehr lernen müssten als im Präsenzunterricht. Dies bejahten anwesende Schulleiter, weil „je nach Technikeinsatz und Verfügbarkeit der Leitungen oft statt des Unterricht per Video dann Aufgaben gestellt werden müssen, die die Schüler dann zunächst selbstständig lesen, verstehen und beantworten müssten. In einer stabil laufenden Videositzung hingegen brauche der Lehrer oft nicht die Aufgabe zu stellen, da er sie – ähnlich wie im normalen Unterricht - unmittelbar erläutern könne. 

Eine Mutter sprach sich als Mitglied eines Schulelternbeirats dafür aus, in Zeiten des Lockdowns auf Hausaufgaben in einigen weniger relevanten Nebenfächern zu verzichten, damit in den Hauptfächern intensiver gelernt werden kann, ohne die Kinder zeitlich zu überlasten. Auch wünschte sich ein Vater eine Personalausstattung, die der Digitalisierung angemessen ist: An seiner Schule müssten 140 PC‘s und viele Boards am Laufen gehalten werden. „Dazu bedarf es Administratoren. Das sind heute keine Aufgaben, die der Informatiklehrer mal gerade so mit erledigt“. Das hatte auch Jens Güllering, Bürgermeister der VG Nastätten, schon mehrfach betont. Aber es gab auch Lob bei der 70. „CDU im Dialog“-Veranstaltung: Die Schulen und Lehrkräfte leisteten in der Pandemie gute Arbeit, um den Kindern die bestmögliche Bildung zu ermöglichen. Auch die Kinder und ihre Eltern meisterten die große Herausforderung durch ihren persönlichen Einsatz hervorragend. 

Günter Groß, der stellvertretende Vorsitzende der CDU Kreistagsfraktion dankte in seinem Schlusswort der Landtagsabgeordneten Jenny Groß und allen Gästen für die engagierte Diskussion. „Bildung ist nach wie vor eine der wichtigsten Zukunftsaufgaben, die momentan noch stärker im Blickpunkt steht als sonst“, unterstrich er abschließend.