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Holzhandwerker schlagen Alarm: Uns geht das Arbeitsmaterial aus

Der Rohstoff Holz in Deutschland ist knapp, zudem ist er rund dreimal so teuer wie zu Jahresbeginn

Holz als Rohstoff ist sehr beliebt: Er ist ökologisch, wächst nach und ist zu 100 Prozent verwertbar. Seit Jahren wächst weltweit die Holzbauweise. Bei Handwerkern in den holzverarbeitenden Betrieben hier in Deutschland geht die Angst mehr und mehr um: Denn, der Rohstoff Holz ist knapp. Die Holzpreise explodieren derzeit. Steigerungen um bis zu 300 Prozent seit Jahresbeginn machen Aufträge kaum kalkulierbar. Selbst bestehende Verträge sind in Gefahr, weil Lieferungen mit großer Verspätung den Weg in die Werkstätten finden.

Die Nachricht ist erst einmal schwer verständlich: Jeder Naturliebhaber, besonders im Westerwald, sieht sich auf Waldspaziergängen immensen Kahlflächen gegenüber. Das Stammholz musste wegen Trockenheit und einer Borkenkäferplage oft schon frühzeitig geschlagen werden. Überall an den Waldwegen stapelt sich das Kalamitätsholz. An Holzknappheit denkt dabei wohl kaum jemand, die Tatsachen sprechen jedoch eine völlig andere Sprache. Jüngst kamen einige Zimmerer und weitere Handwerker daher auf die Westerwälder CDU Landtagsabgeordnete Jenny Groß zu, um mit ihr vor Ort über diese gravierende Problematik zu sprechen.

In Zeiten des Holzkahlschlages waren die Waldbesitzer, auch im Westerwald, froh, wenn sie ihr Schadholz überhaupt verkaufen konnten. Der Preis für Rundholz fiel beinahe täglich, letztlich gegen 0 Euro Ertrag. Als Abnehmer stand der asiatische Markt für das Rundholz und für das Schnittholz der US-amerikanische Raum zur Verfügung. In den USA ist viel Holz den verheerenden Bränden in Kalifornien zum Opfer gefallen, zudem hat der neue US-Präsident Joe Biden ein Paket geschnürt, das die amerikanische Wirtschaft ankurbeln soll. Der Warenverkehr von Kanada in die USA ist durch den Handelsstreit zwischen den Staaten zusammengebrochen. Holz ist also in den USA sehr gefragt und wird fleißig zu horrenden Preisen gekauft. „Die Marktwirtschaft funktioniert, denn wer mehr finanzielle Mittel anbietet, erhält den Zuschlag,“ konstatieren Theresia Pröbstl-Strödter, Inhaberin einer Zimmerei in Herschbach (Oww.) und Jenny Groß MdL.

Als weltweiter Holzhandelspartner ist Deutschland damit in eine Zwickmühle geraten, deren Auswirkungen bis in den Westerwald täglich zu spüren sind. Dort sind auf der einen Seite die Großsägewerke, die ihre Ware massenhaft aufkaufen, um sie zu verschiffen. Dagegen stehen die holzverarbeitenden, oft kleineren, Betriebe, die dafür sorgen, dass unsere Bauwirtschaft am Leben bleibt, trotz Pandemie.

Theresia Pröbstl-Strödter von Schlag und Pröbstl, Zimmerei, Holzbau und Holzhandel, sagt dazu: „Einen Preisanstieg haben wir erwartet, allerdings nicht in der Höhe und Geschwindigkeit“. Das macht der Firma sowie vielen weiteren Handwerksbetrieben schwer zu schaffen. Die Auftragsbücher sind zwar gut gefüllt, dennoch steht das Schreckgespenst „Kurzarbeit“ im Raum. Kunden kann nur unter Vorbehalt Ausführungstermine genannt werden, weil Produkte, wie das Konstruktionsvollholz oder OSB-Platten nahezu ausverkauft sind. Die erfahrene Geschäftsführerin Pröbstl-Strödter berichtet von verschobenen Lieferzeiten von ehemals zwei Wochen bis hin zu drei Monaten. Besonders entsetzt ist sie von der Aussage eines langjährigen und treuen Zulieferers, der ihr gesagt, sie in diesem Jahr wahrscheinlich überhaupt nicht mehr bedienen zu können. „Eine überhitzte Handlung in der Lage, wie zum Beispiel Exportverbote, sind nicht der richtige Weg. Unter Wertschöpfungsgesichtspunkten ist es falsch, wenn wir das Holz über die Ozeane verschiffen, daher müssen weiter Gespräche mit den Marktpartnern geführt werden, um diese Problematik zu lösen. Der inländische Markt muss unterstützt werden,“ so Jenny Groß MdL. Auch wurde über die erreichte Kapazitätsgrenze der Sägewerke gesprochen, die Ausweisung von Nasslagern in der Region und die Hamsterkäufe von manchen Partnern auf dem Markt, die derzeit alles an Baumaterial aufkaufen, was die Lager im Großhandel hergeben. Eine rasche Änderung sei leider nicht in Sicht, das Bestreben mit allen Partnern weiter Gespräche zu führen und gemeinsam zu überlegen, welche Wege sinnvoll erscheinen, wird derzeit auf allen Ebenen praktiziert. „Klimafreundlich, nachwachsend und beständig ist unser Holz. Wir sind darauf angewiesen, dass wir auch zukünftig mit Bauholz zuverlässig beliefert werden, um damit zu arbeiten,“ appellierte Theresia Pröbstl-Strödter abschließend und bedankte sich für den Austausch vor Ort mit der Landtagsabgeordneten Jenny Groß.