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Jenny Groß #nahdran: Zu Besuch im Forstamt Neuhäusel

Seit Beginn ihrer Tätigkeit als CDU-Landtagsabgeordnete im Jahr 2019 sucht Jenny Groß den engen Austausch mit dem Forstamt Neuhäusel. Im Fokus der heimatverbundenen Politikerin liegt selbstverständlich die Entwicklung des Waldes, doch auch nachhaltige Projekte, die in eine richtungsweisende Zukunft führen, sind für sie von großer Bedeutung.

Friedbert Ritter, der Leiter des Forstamtes Neuhäusel, empfindet das stetige Gespräch ebenfalls als sehr gut. „Es ist der Austausch zwischen der Politik und der Praxis, der uns zusammen voranbringt.“

Vorangebracht wird in manchen Verbandsgemeinden des Westerwaldes auch die Windenergie. Vor Jahren schon wurden mit der Planung des Windparks Haiderbach begonnen sowie die vertraglichen Voraussetzungen für Windkraftanlagen im Staatswald geschaffen. Diese Schritte wurden in der frühen Phase mit einer Informationsveranstaltung begleitet. Jetzt, so berichtet Ritter, sind die Pläne sowie die Standorte noch einmal überarbeitet worden.

Nach einem aufwendigen Verfahren unter Beteiligung aller Behörden und der Öffentlichkeit, wurde 2016 der Flächennutzungsplan „Teilplan Windenergie“ der Verbandsgemeinde Ransbach-Baumbach genehmigt. Wichtig war es, dass durch diesen „Teilplan Windenergie“ raumordnungsrechtlich die Voraussetzungen für ein geordnetes Verfahren, auf den ausgewiesenen Vorrangflächen, für die Windenergie geregelt wurde. Durch den „Teilplan Windenergie“ als Teil der kommunalen Bauleitplanung ist bauordnungsrechtlich vermieden worden, den sogenannten Planvorbehalt nach Paragraf 35 des Baugesetzbuches zu nehmen. Damit, so sind sich Groß und Ritter einig, wurde die „Wildwuchs-Planung“ verhindert. Nun läuft die Prüfung zur Genehmigung von drei Windkraftanlagen auf Flächen des Staatswaldes. Wenn alle notwendigen Antragsunterlagen eingegangen und geprüft sind, beginnt das öffentliche Beteiligungsverfahren.

Ritter selbst zeigt sich offen für den stetigen Dialog mit beteiligten Behörden, Kommunen und der Öffentlichkeit, wie der Bürgerinitiative, sodass mit ihm als Vertreter von Landesforsten die stets notwendigen Fragestellungen erörtern werden können.

Erste Fortschritte gibt es bei der Entwicklung bei dem, durch Windwurf und Borkenkäfer, geschädigten Wald. Ritter zeigt sich hoffnungsvoll optimistisch: „Unsere Anstrengungen der letzten Jahre im Waldumbau zeigen Wirkung, die Naturverjüngung des Waldes auf den Schadflächen ist im Gange. Auf vielen Flächen wurden bereits seit den 1990er Jahren unter Fichtenaltbeständen Buche als zentrale Mischbaumart für die kommende Waldgeneration von den Förstern eingebracht. Zusammen mit der auf großen Flächen zu erwartenden Naturverjüngung und einem punktwirksamen bis kleinflächigen Pflanzen von klimaresilienten standortsangepassten und standortsheimischen Mischbaumarten schließt sich das Konzept für die Wälder der Zukunft.
Das Konzept setzt auf eine zielgerichtete Förderung der Anpassungsfähigkeit von Mischwäldern. Das Forstamt hat hier beim Pflanzenankauf bei den Baumschulen auf angepasste Sonderherkünfte aus Rheinland-Pfalz geschaut, so auch bei der Buche mit der Sonderherkunft „Neuhäusel“.

Als hilfreich hat sich dabei auch die finanzielle Förderung aus dem GAK (Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes) -Programm erwiesen. 6,5 Millionen Euro haben die kommunalen wie auch privaten Waldbesitzer im Forstamt Neuhäusel bisher erhalten. Fördergelder wurden vom Bund und vom Land Rheinland-Pfalz ausgezahlt für den Waldschutzansatz bei der Entnahme der vom Borkenkäfer befallenen Bäume, für die Wiederbewaldung, die Verkehrssicherung und die Holzkonservierung des Sturmwurfholzes aus dem Jahr 2020 im Nasslager und in Folienlager.

Das GAK-Förderprogramm mit einer Fördersumme von 800 Millionen Euro hatte seinerzeit die damalige Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner ins Leben gerufen, um den schwer geschädigten Waldbesitzern Hilfe zur Wiederaufforstung zu geben.

Das GAK-Förderprogramm läuft noch bis 2023. Wie die Förderung der Zukunft aussehen wird, ist derzeit noch ungewiss. Eine weitere Unterstützung für den Wald ist dringend notwendig, wie der Forstamtsleiter die sich derzeit darstellende Situation beurteilt.
„Wir brauchen für die Waldbesitzer ein Zukunftsmodell der Finanzierung des Waldes, ein neues Finanzierungsmodell, um unseren Wald wieder zukunftsfähig zu machen für die Sicherung der wichtigen Ökosystemleistungen, der Klimaschutzleistungen sowie der Erholungs- und Freizeitleistungen des Waldes. Nicht vergessen werden darf die Bedeutung des Waldes als Rohstofflieferant.“

Besonders zu bemerken war und ist es, dass innerhalb der letzten zwei Jahre viele Initiativen zur Wiederaufforstung stattfanden, unterstützt und durchgeführt von Vereinen, Privatpersonen, Firmen und Dachverbänden. „Der Wald ist unsere Heimat und die massiven Kahlflächen im Kreis lassen niemanden, der hier lebt, kalt. Bekannt ist auch, dass die Aufforstung eine Mammutaufgabe ist und wir diese nur mit vielen Akteuren lösen können, daher danke ich allen, die sich hier engagieren,“ so Jenny Groß MdL

Und ganz zum Schluss des Gespräches lässt Ritter sich noch ein bislang nicht öffentlich bekanntes Forschungsprojekt, entlocken, welches kurz vor der Ausweisung, die im April erwartet wird, steht: Auf der Montabaurer Höhe wird ein etwa 65 Hektar großes Gebiet als Naturwaldreservat ausgewiesen.

Naturwaldreservate sind wissenschaftliche Forschungsgebiete, mit dem Ziel eine vom Menschen unbeeinflusste Naturwaldentwicklung zu erforschen. Die daraus gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnisse fließen in die Konzepte einer ökologisch ausgerichteten naturnahen Forstwirtschaft ein. Ritter verweist darauf, dass neben dem neu in der Ausweisung befindlichen Naturwaldreservat „Montabaurer Höhe“ seit 40 Jahren ein weiteres über 40 ha großes Buchen-Naturwaldreservat im Forstamtsbereich einer Naturwald-Forschung überlassen wird.

Die Klimawandelfolgen sind nicht nur im Wald angekommen, sondern werden auch in der seit Jahren rückläufigen Grundwasserbildung deutlich. Grundwasser ist ein wesentlicher Bestandteil des natürlichen Wasserkreislaufs und stellt ein eigenes Ökosystem. Wald und Wasser stehen hier in engem Zusammenhang.

Der Forstamtsleiter spricht hier vorsichtig ein weiteres Forschungs- und Entwicklungsvorhaben zum Thema „Nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung“ an, das den Namen „LURCH“ trägt.
Ritter ist deutlich die Vorfreude auf das Projekt anzumerken: „Die Auswirkungen des Klimawandels auf die ökosystemaren Zusammenhänge zwischen Wald, dem Wald als Bodenwasserspeicher und der Grundwasserbildung, in oftmals sehr tiefen Schichten, sind derzeit noch wenig erforscht. Der Niederschlagsrückgang hat in den Extrem-Trockenjahren 2018 bis 2020 unsere flachwurzelnden Fichtenwälder zum Absterben gebracht und den weiteren Baumarten, wie auch der Buche geschadet. Dieser Niederschlagsrückgang hat selbstverständlich auch großen Einfluss auf unser Grundwasser genommen. Die Erforschung der Zusammenhänge dieser Komplexitäten mit Blick auf eine „Nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung“ ist Ziel dieses Forschungsprojektes.

„Im gemeinsamen Interesse von Wasserwirtschaft, Forstwirtschaft und Forschung blicken wir hier im Raum „Montabaurer Höhe“ auf ein unter Federführung einer Universität eingereichtes interdisziplinares Verbundforschungsprojekt in der Hoffnung und Erwartung, den Zuschlag zu erhalten. Es geht bei dem Forschungsprojekt über einen mehrdimensionalen Ansatz zu einem besseren Systemverständnis,“ so der Forstamtsleiter.

„Das ist ja großartig“ findet die Landtagsabgeordnete Jenny Groß. Sie wünscht dem Projekt viel Erfolg, bedankt sich bei Friedbert Ritter für die Bereitschaft, ihr die neuesten Entwicklungen zu erklären.