Skip to main content

G8 oder G9 – wie sehen Schüler und Schulen die Debatte?

G8 oder G9 wie sehen Schulen die Debatte 2Jüngst hatte die Debatte um das acht-, achteinhalb oder neunjährige Gymnasium wieder an Fahrt aufgenommen, da die diesjährigen Abiturienten über zu wenig Zeit zwischen den Klausuren klagten. Die Schüler argumentierten, dass mit der Ballung von Prüfungen mehr Druck herrsche und es besonders in diesem Schuljahr eine mangelnde Zeit für ausreichenden Unterricht und die entsprechende Vor- und Nachbereitung der Lerninhalte gebe.

Die bildungspolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion und heimische Landtagsabgeordnete Jenny Groß hat deshalb Schüler, Abiturienten, ehemalige Absolventen, Eltern und Lehrkräfte aus dem Westerwaldkreis zu einer Videokonferenz eingeladen und die Teilnehmenden um ein Stimmungsbild gebeten. „Als ehemalige Lehrerin weiß ich nur zu gut, wie schwierig es manchmal ist, Klausuren zu terminieren und bin mit den Herausforderungen bestens vertraut. Mir war wichtig zu erfahren, wie die Bürger in meinem Wahlkreis, ob als Lernende, Lehrende oder Eltern die Debatte sehen, welche Erfahrungen sie machen oder gemacht haben und was ihnen diesbezüglich wichtig ist“, erklärte Jenny Groß.

Als Fachexpertin war zudem die Landesvorsitzende des Philologenverbandes, Cornelia Schwartz, eingeladen, die den Sachstand aus Sicht des Verbandes schilderte. Frau Schwartz berichtete, dass der Verband insgesamt eine differenzierte Ansicht dazu habe, da es durchaus Schulen und auch Schüler gäbe, die lieber im G8 GTS-System unterrichten bzw. unterrichtet werden. Der Verband beobachte zudem, dass die Erklärung der Landesregierung, dass Schüler mit dem früheren Abschluss früher an die Uni gehen, so nicht zutreffen würde - vermehrt werde die Zeit zwischen Abschluss und Uni oder Ausbildung als eine längere Auszeit genutzt.

Die teilnehmenden Schüler, Abiturienten und Schulleitungen tauschten während der offenen Diskussion einige Argumente für und gegen das G8,5 Abitur aus – so gäbe es durchaus Vor- aber auch Nachteile bzgl. der Wetterbedingungen das Abitur im Januar oder erst im Sommer zu schreiben. Auch der Punkt der Vergleichbarkeit der Abschlüsse zwischen den Bundesländern wurde angeführt, die Teilnehmer waren sich jedoch einig, dass eine Vergleichbarkeit nicht herzustellen ist – denn das G8,5-Abitur gibt es nur in Rheinland-Pfalz.

Schulleitungen und Schüler argumentierten, dass sowohl G8 als auch G9 wichtig seien. Allerdings wurde der Sonderweg, den Rheinland-Pfalz damit begeht, kritisch gesehen, denn Schulen haben damit deutlich mehr Stress und Aufwand. Ebenso wurde über die Vorhaltestunde der Lehrer diskutiert und die Gründe für die Einführung dieses Sondermodells insgesamt.
In diesem Zusammenhang ging es auch um den Schulwechsel zwischen bzw. innerhalb eines Bundeslandes – hier würde ein einheitliches System durchaus mehr Sinn machen, wie Eltern und Schüler erklärten. Ein Gymnasium berichtete am Ende des Austausches davon, dass sie nach dem vollzogenen Wechsel von G8 zu G9 auch wieder deutlich höhere Anmeldezahlen bei der 5. Klasse zu verzeichnen hätten, da Eltern und Schüler diesen Weg für richtig empfinden.

Alle Teilnehmer waren sich trotz der differenzierten Meinungen zu dem G8-und G9-System einig darüber, dass den Schülern insgesamt die Zeit gegeben werden muss, die diese zum Lernen und für ihre Entwicklung brauchen. Auch sollte das, was am Ende der Schulzeit auf dem Zeugnis steht, auch dort drin sein. Vielmehr müsse es das Ziel von Schule sein, Sorge dafür zu tragen, dass die Kinder am Ende des Abschlusses vorbereitet seien. Niemand sollte nach dem Abitur erst noch Vorkurse o.ä. im Vorfeld des Studiums oder der Ausbildung besuchen müssen. Klar für die Anwesenden war auch, dass ein G8-Abitur nur mit einer Ganztagsschule zu machen sei.

„Die Debatte war sehr gut und zugleich differenziert. Die angesprochenen Punkte und Fragen werde ich mit nach Mainz nehmen. Wir werden in dieser Runde wieder zusammen kommen und uns weiter über die Themen austauschen, die die Schüler, Eltern, Lehrer und Schulleitungen im Westerwaldkreis bewegen“, erklärte Jenny Groß abschließend.