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Klimaangepasste Wälder – der Waldumbau ist zwingend nötig

Der Klimawandel stellt auch das Forstamt Neuhäusel vor große Herausforderungen

Die CDU-Landtagsabgeordnete Jenny Groß beschäftigt sich intensiv mit den Menschen und ihren Belangen in der Region. Dazu gehört der stetige Austausch mit dem Forstamt Neuhäusel. Im Kern des Gespräches mit dem Forstamtsleiter Friedbert Ritter ging es um klimatische Veränderungsprozesse und dem damit verbundenen Waldumbau, um Fördermöglichkeiten, um Nachwuchsförderung und um Windenergieanlagen.

Friedbert Ritter stellte der Politikerin noch einmal das Forschungsprojekt „Klimawald 2100“ vor. Der Waldumbau in klimaresilientere Mischwälder stellt das Forstamt mit den Waldbesitzenden in der Wiederbewaldung und in der Jungwaldpflege vor eine große Zukunftsaufgabe.
Dazu gibt es auf der Montabaurer Höhe eine etwa 65 Hektar große Forschungsfläche, auf der unter anderem die Entwicklungsprozesse auf den Störungsflächen (besonders die Flächen, die durch den Borkenkäfer stark beschädigt wurden) genau beobachtet und protokolliert werden. Ebenso steht die Buche im Fokus: Sie ist vielerorts bereits mehr oder minder stark beschädigt. Sie braucht dringend Hilfe von außen, um zu ihrer Vitalität zurückzufinden.

Sorgen bereitet Ritter die auslaufende Förderung des GAK-Programms. GAK – Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes – ist 2019 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft mit dem Ziel der Förderung der Forstwirtschaft ins Leben gerufen worden. Es unterstützt die privaten und kommunalen Waldbesitzer finanziell bei der Bewirtschaftung ihrer Wälder, um den Naturraum Wald mit seinen vielfältigen Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen in der Gesamtheit und Gleichwertigkeit seiner Wirkungen nachhaltig zu erhalten. Dazu gehört unter anderem auch der Wasserrückhalt im Wald: „Unser Ökosystem braucht mehr denn je jeden Tropfen Wasser“, so Ritter. Daneben müssen weiter Grundwasser gebildet und Schutzmaßnahmen bei Hochwasser in der Landwirtschaft und im Siedlungsbereich ergriffen werden. Ende 2023 läuft das Programm aus und derzeit steht nicht fest, ob und in welchem Rahmen es weitere Förderprogramme geben wird.

Durch die immer länger währenden Trockenperioden gewinnen zudem der Waldbrandschutz und die damit verbundene Waldbrandbekämpfung mehr und mehr an Bedeutung. „Das Forstamt Neuhäusel“, so Ritter, „steht diesbezüglich mit den Verbandsgemeinden und den Wehrleitungen in engem Kontakt.“ Durch die immer länger währenden Trockenperioden gewinnen zudem der Waldbrandschutz und die damit verbundene Waldbrandbekämpfung mehr und mehr an Bedeutung. Zentrale Punkte dabei sind die Zusammenarbeit in der Waldbrandprävention und der Löschwasserbereitstellung und -versorgung.

Mit sichtlicher Freude verkündete der Forstamtleiter, dass das Forstamt Neuhäusel bereits große Schritte in der Nachwuchsentwicklung gegangen ist und noch weiter gehen wird. Neben der Ausbildung im gehobenen Forstdienst und im höheren Forstdient wird das Forstamt Neuhäusel zukünftig auch wieder zum Ausbildungsstandort für die Forstwirtausbildung. Geplant ist der Ausbildungsbeginn zum 01. August 2024. Bis zu sechs Auszubildende können als Forstwirt ausgebildet werden.
Das Erfreuliche: Es gibt bereits zum jetzigen Zeitpunkt eine hohe Nachfrage. Als bildungspolitische Sprecherin war diese Information für Groß eine sehr gute. „Ich hoffe, dass sich viele junge Menschen aus der Region bewerben und diesen zukunftsfesten Beruf ergreifen. Das Forstamt in Neuhäusel ist sehr gut damit aufgestellt und es freut mich, dass sie diese weitere Aufwertung zu des ohnehin breiten Leistungsspektrums erhalten haben“ so Jenny Groß MdL.

Zu den Aufgaben des Forstamtes Neuhäusel gehört ferner die Potentialflächenanalyse zur Gewinnung von Windenergie.
Hier ist das Forstamt Neuhäusel beratend tätig. Vor allem, seit es neue Bundesvorgaben gibt, die im Wesentlichen auf drei Änderungen basieren: Der Mindestabstand der Windenergieanlagen zu Siedlungsbereichen wurde reduziert, es können künftig auch einzelne Windenergieanlagen geplant werden und die Öffnung der Naturpark-Kernzonen über das Regel-Ausnahme-Prinzip.

In Frage stellt Friedbert Ritter die erneuten Aussagen seines Kollegen Peter Wohlleben, der unter anderem die Forstwirtschaft immer wieder scharf angreift, sie mitverantwortlich für die Veränderungen des Waldes macht. Wohllebens Behauptung: Die Wälder, die unberührt von der Bewirtschaftung sind, sind weitgehend intakt.

Ritter macht unmissverständlich klar: Auf welchen Vergleichswald sich Herr Wohlleben bezieht, werde leider nicht nachgefragt. In Deutschland gebe es zu 99,9 % Kulturwald. Alles an Wald in Deutschland sei von Menschenhand geschaffen. Bis Ende des 18. Jahrhunderts war Deutschland waldfrei. Einen ursprünglichen Wald gebe es nicht in Deutschland. Die wunderschönen Wälder, die wir heute haben, sind von Menschenhand über viele Generationen gepflegt (bewirtschaftet) worden. Als ursprünglich gilt der Buchennationalpark Hainisch in Thürigen. Dieser Ur-Wald wird nicht bewirtschaftet und leidet genauso unter dem Klimawandel, analog die Heiligen Hallen (300 Jahre alte unbewirtschaftete Buchenwälder).

Seit 2013 haben wir einen starken Niederschlagsrückgang, Wasser ist die Quelle allen Lebens. Dort wo Wasser fehlt geht es jedem Wald schlecht. Mit Blick auf die Hitzeextreme müssen wir bei den Buchenwäldern aufpassen. Die Hitzeextreme führen zu Siedepunkten in der Krone, die Rinde platzt auf und wird Eintrittspforte für Pilze und Absterbeprozesse. Dem begegnen wir, in dem wir nun im dritten Jahr den Buchen eine Atempause lassen und auch zukünftig in die Kronen vorsichtig zu behandeln.

Die Landtagsabgeordnete Jenny Groß bedankte sich herzlich für das konstruktive Gespräch, in beiderseitigem Einvernehmen wurde der nächste Besuch bereits anvisiert.